Flache Atmung – ein Begriff, der auf den ersten Blick harmlos erscheint, birgt weitreichende Konsequenzen für unsere Gesundheit, unser Nervensystem und unsere Leistungsfähigkeit. In unserer modernen, hektischen Welt, geprägt von Stress, Bewegungsmangel und Bildschirmarbeit, atmen viele Menschen zu schnell und kurz – oft ohne es zu merken. Die Auswirkungen reichen von Konzentrationsschwäche über erhöhten Blutdruck bis hin zu Problemen mit dem Kreislauf und der geistigen Gesundheit. In diesem Artikel gehen wir der flachen Atmung auf den Grund, erklären die Rolle des Zwerchfells, zeigen Ursachen und Folgen auf und liefern praktische Tipps für eine richtige Atmung.
Was ist flache Atmung?
Unter flacher Atmung verstehen wir eine Form der Atmung, bei der beim Atmen nur der obere Teil der Lunge und der Brustkorb genutzt wird. Anstatt bewusst in den Bauch zu atmen und das Zwerchfell vollständig einzusetzen, erfolgt die Einatmung überwiegend über die Brustatmung. Dadurch bleibt der Gasaustausch ineffizient: Wenig Sauerstoff gelangt ins Blut, während Kohlendioxid nicht optimal abgeatmet wird.
Bei einem erwachsenen Menschen im Ruhezustand beträgt die normale Atemfrequenz etwa 12 bis 16 Atemzüge pro Minute. Flache Atmung führt dazu, dass diese Zahl steigt, die Atemzüge kürzer und flacher werden und der Körper in einen dauerhaften Alarmzustand gerät.
Frage an Sie: Beobachten Sie gerade, wie sich Ihr Bauch hebt und senkt, oder bleibt Ihr Oberkörper beim Atmen eher starr?
Ursachen flacher Atmung: Warum wir falsch atmen
Flache Atmung entsteht durch verschiedene Faktoren, die sich gegenseitig verstärken:

Stress und Angst: Stress aktiviert das sympathische Nervensystem, wodurch Atemzentrum und Herzfrequenz beschleunigt werden. Der Körper atmet dann schnell und kurz, um vermeintlich „mehr Luft zu bekommen“.
Sitzende Lebensweise: Stundenlanges Sitzen mit nach vorne gebeugtem Oberkörper engt das Zwerchfell ein und verhindert eine vertiefte Atmung.
Fehlhaltungen: Eine schlechte Körperhaltung beeinflusst die Form der Atmung negativ und führt zu einer eingeschränkten Lungenkapazität.
Technologiegebrauch: Bildschirmarbeit und die ständige Nutzung von Smartphones führen dazu, dass der Brustkorb eingeengt wird und die Bauchatmung unterdrückt wird.
Unbewusste Atemmuster: Über Jahre eingeschliffene Atemmuster verhindern eine richtige Atmung, die für einen gesunden Organismus essenziell wäre.
Flache Atmung: Symptome und Auswirkungen auf die Gesundheit
Eine flache Atmung kann vielfältige Beschwerden hervorrufen, etwa:

- Konzentrationsprobleme und geistige Erschöpfung
- Erhöhter Blutdruck durch chronischen Alarmzustand
- Verspannungen in der Muskulatur von Nacken und Schultern
- Kopfschmerzen aufgrund von Sauerstoffmangel
- Verminderte Verdauung und Belastung des Immunsystems
- Herz-Kreislauf-Probleme aufgrund von reduzierter Sauerstoffaufnahme
Im Ruhezustand sollte ein erwachsener Mensch pro Atemzug etwa einen halben Liter Luft bewegen. Bei flacher Atmung werden oft nur kleinere Mengen Luft genutzt, sodass Lungenbläschen (Alveolen) weniger effizient arbeiten.
Zwerchfell und Brustkorb: Die Motoren der richtigen Atmung
Das Zwerchfell ist unser wichtigster Atemmuskel. Beim bewussten Atmen in den Bauch kontrahiert es sich und vergrößert den Raum im Brustkorb, sodass Luft in die Lungen strömen kann. Beim Ausatmen entspannt sich das Zwerchfell wieder. Dieses Zusammenspiel hebt und senkt die Bauchdecke.
Die richtige Nutzung von Zwerchfell und Brustkorb ermöglicht eine vertiefte Atmung, bei der mehr Sauerstoff aufgenommen und Kohlendioxid effizient abgegeben wird. Dies unterstützt die gesamte Organfunktion und stärkt das Immunsystem.
Flache Atmung und Produktivität: Ein unterschätzter Einflussfaktor
Unsere Fähigkeit, im Businessalltag leistungsfähig, kreativ und konzentriert zu bleiben, hängt direkt mit unserer Atmung zusammen. Wenig Sauerstoff bedeutet weniger Energie für Gehirn und Muskeln. Studien zeigen, dass eine richtige Atmung die geistige Gesundheit verbessert, Stress reduziert und die Herzfrequenz sowie den Blutdruck reguliert.
Ein bewusster Atemzug kann in Stresssituationen beruhigend wirken, die Atemfrequenz verlangsamen und den Körper aus dem Alarmzustand in den Ruhezustand zurückführen.
Atemübungen für eine vertiefte Atmung: So gelingt die Verbesserung
Um flache Atmung zu korrigieren und eine gesunde Atemweise zu etablieren, helfen gezielte Atemübungen und Atemtherapie.
1. Bauchatmung üben
- Legen Sie eine Hand auf den Bauch und eine auf den Brustkorb.
- Atmen Sie bewusst in den Bauch ein, sodass sich die untere Hand hebt, während die obere ruhig bleibt.
- Verlangsamen Sie die Ausatmung und spüren Sie, wie sich der Bauch wieder senkt.
Diese Übung vertieft die Atmung, stärkt das Zwerchfell und verbessert den Gasaustausch.
2. 4-7-8-Atemtechnik
Diese Technik beruhigt Körper und Geist:
- 4 Sekunden bewusst in den Bauch einatmen
- 7 Sekunden den Atem halten
- 8 Sekunden langsam ausatmen
Wiederholen Sie diese Atemübung mindestens viermal täglich, besonders in stressigen Phasen.
3. Physiotherapie und Atemtherapie
Eine professionelle Atemtherapie oder Physiotherapie kann helfen, eingeschliffene Atemmuster zu korrigieren. Durch gezielte Übungen werden Atemwege freigehalten, die Muskulatur des Brustkorbs gestärkt und die Lungenkapazität verbessert.
Flache Atmung erkennen: Ihr Selbsttest
- Legen Sie sich auf eine ebene Fläche.
- Beobachten Sie beim Einatmen, ob sich eher der Brustkorb oder der Bauch hebt.
- Bei dominanter Brustatmung deutet dies auf eine flache Atmung hin.
Fragen Sie sich: Atmen Sie wirklich tief und bewusst oder nur automatisch und unwillkürlich?
Auswirkungen flacher Atmung auf Organe und Kreislauf
Eine dauerhaft flache Atmung beeinträchtigt wichtige Körperfunktionen:
- Das Gehirn erhält weniger Sauerstoff, was Konzentration und Gedächtnisleistung mindert.
- Der Verdauungstrakt wird schlechter durchblutet, was die Verdauung verlangsamen kann.
- Muskeln, Organe und das Immunsystem arbeiten weniger effizient, weil der Gasaustausch beeinträchtigt ist.
Langfristig erhöht sich die Anfälligkeit für Infekte, chronische Erschöpfung und sogar Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Richtig atmen für mehr Lebensqualität
Richtig atmen bedeutet, die Einatmung bewusst über das Zwerchfell zu steuern, die Atemfrequenz zu verlangsamen und den gesamten Atemweg optimal zu nutzen. Dadurch wird nicht nur die körperliche Gesundheit verbessert, sondern auch die geistige Widerstandskraft gestärkt.
Beruhigende Atemtechniken fördern den Ruhezustand, senken den Blutdruck und harmonisieren die Herzfrequenz. Sie wirken sich ganzheitlich positiv auf den gesamten Organismus aus und sind ein wichtiger Bestandteil von Stressbewältigung und Selbstfürsorge.
Zusammenfassung: Flache Atmung bewusst vertiefen
Flache Atmung ist weit verbreitet, aber keineswegs harmlos. Sie beeinträchtigt Kreislauf, Immunsystem, geistige Gesundheit und Produktivität. Mit bewussten Atemzügen, dem gezielten Einsatz des Zwerchfells und regelmäßigen Atemübungen können wir die vertiefte Atmung wiedererlangen, mehr Sauerstoff aufnehmen und den Körper nachhaltig stärken.
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